Erschließung der Zustiftung Wolfgang Wagner (2020 bis 2023)
Die Geschichte der Bayreuther Festspiele dokumentieren
Bereits 1987 verpflichtete sich Festspielleiter Wolfgang Wagner, mit seinem Ausscheiden aus der Festspielleitung das Dokumentarmaterial zu den Produktionen der Bayreuther Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Archiv des Festspielhauses als „Zustiftung Wolfgang Wagner“ an die Richard-Wagner-Stiftung und deren Nationalarchiv im Haus Wahnfried zu übergeben.
Der Bestand enthält neben dem Presse- und Bildarchiv des Festspielhauses auch Akten, Korrespondenzen, Entwürfe, Regieauszüge und andere Materialien zu den Inszenierungen der Bayreuther Festspiele von 1951 bis 1986. Dieser kultur- und theatergeschichtlich hoch bedeutsame Bestand führt das bislang bis 1945 reichende Archiv der Festspielverwaltung im Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung weiter. Nicht enthalten sind indessen die Privatnachlässe der Familie nach Winifred Wagner.
Erst mit der Sanierung, Erweiterung und Neugestaltung des Richard Wagner Museums und insbesondere durch den modernen Depotneubau wurden die räumlichen, logistischen, technischen und konservatorischen Voraussetzungen für die Übernahme der „Zustiftung Wolfgang Wagner“ aus dem Festspielhaus geschaffen. Nach der Neueröffnung des Museums am 26. Juli 2015 wurde das rund 230 laufende Regalmeter umfassende Dokumentarmaterial im Mai 2016 in 640 Kisten verpackt und nach Wahnfried verbracht. Bis Dezember 2016 konnten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Archivs diese Bestände auspacken und eine erste Vorsortierung vornehmen.
Von Ende 2020 bis Ende 2023 wurde im Rahmen eines von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Kulturfonds Bayern und der Oberfrankenstiftung geförderten Projekts der Bestand geordnet, konservatorisch bearbeitet, in Teilen restauriert und digitalisiert sowie in einer Datenbank erschlossen. Seit Herbst 2023 ist das Dokumentarmaterial der „Zustiftung Wolfgang Wagner“ online recherchierbar: Knapp 5.400 Motive geben einen Einblick in die 49 Inszenierungen der Bayreuther Festspiele. Zugleich kann der Schriftgutbestand über rund 1.700 Datensätze durchsucht werden.
Ansprechpersonen
Wer arbeitet am Digitalisierungsprojekt?
Projekt zur Digitalisierung des Nachlasses von Richard und Cosima Wagner (2017–2020)
Wagner-Handschriften sichern und zugänglich machen
Wer Einsicht in die wertvollen Bestände des Nationalarchivs der Richard-Wagner-Stiftung nehmen möchte, musste sich bislang stets auf den Weg nach Bayreuth machen und einen begründeten Benutzungsantrag einreichen, um beispielsweise zu Forschungszwecken eigenhändig geschriebene Briefe oder Partituren Richard Wagners in Augenschein nehmen zu können. Dies hat sich nun durch ein dreijähriges Digitalisierungsprojekt geändert. Es dient sowohl der Langzeitsicherung des Bestands als auch der Möglichkeit des Zugriffs auf knapp über 12.000 Dokumente und 66.000 Digitalisate aus dem Handschriftenbestand. Es handelt sich dabei um das Herzstück des Bestandes aus dem früheren Archiv der Familie Wagner, das 1973 für die Richard-Wagner-Stiftung angekauft wurde: die originalen Briefe, Notizbücher und Manuskripte aus dem Nachlass Richard und Cosima Wagners sowie die Musikhandschriften Richard Wagners und seines Sohnes Siegfried – eine musik- wie kulturgeschichtlich höchst bedeutsame Sammlung unterschiedlicher Dokumente.
Im Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth befindet sich die weltweit größte Sammlung von Archivalien zu dem in Leipzig geborenen Komponisten, seiner zweiten Frau Cosima (1837–1930) und deren Nachkommen. Mit seinem umfangreichen Bestand an Autographen, Manuskripten, Briefen, Musikalien, Objekten, Fotos und Forschungsliteratur ist das Nationalarchiv die weltweit bedeutendste Forschungsstätte zu Richard Wagners Person, Leben, Werk und Wirkung.
Ziel des Digitalisierungsprojektes war es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie der interessierten Öffentlichkeit über die Website des Richard Wagner Museums Bayreuth Zugriff auf die Archivbestände zu ermöglichen. Die Dokumente des Archivs werden nun online nach unterschiedlichen Aspekten wie Urheber, Datierung oder Entstehungsort recherchiert und als hochaufgelöste Digitalisate auf dem Bildschirm angezeigt werden können. Das Ende 2017 begonnene Projekt wurde maßgeblich ermöglicht durch die finanzielle Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Oberfrankenstiftung und bavarikon, der Online-Plattform des Freistaats Bayern zur Präsentation von Kunst-, Kultur- und Wissensschätzen.
Bereits unmittelbar nach Abschluss des mehrjährigen Großprojekts zur Sanierung, Erweiterung und Neugestaltung des Richard Wagner Museums mit dessen Neueröffnung im Sommer 2015 begann die Suche nach Förderern des Digitalisierungsprojekts, geeigneter Soft- und Hardware, einem geeigneten Dienstleister, der die Digitalisierung mit einem speziellen, eigens für diesen Zweck beschafften Dokumentenscanner durchführt, und nach Personal zur Erfassung der erforderlichen Metadaten. Gleichzeitig wurde der Bestand gründlich gesichtet, vorbereitet, auf Restaurierungsbedarf und in säurefreie Archivmappen und Kartons umgelagert. Inzwischen sind nicht nur diese Vorarbeiten abgeschlossen, sondern auch die originalen handschriftlichen Briefe Cosima und vor allem Richard Wagners sowie seine Notizbüchern und die Reinschriften seiner Partituren – ein Herzstück der Archivbestände – digitalisiert. Auch wurden die Metadaten der Digitalisate in der museumseigenen Datenbank erfasst und so die Grundlage für ihre Online-Präsentation geschaffen.