Am Karfreitag, den 19. April, ist Verena Lafferentz-Wagner im 99. Lebensjahr verstorben.
Im Jahr des 150. Geburtstages ihres Vaters Siegfried und des 100. Geburtstages ihres Bruders Wolfgang Wagner ist mit ihr die Enkelgeneration Richard Wagners und die Urenkelgeneration Franz Listzs erloschen.
Ihrem Elternhaus „Wahnfried“ war sie stets eng und engagiert verbunden. Den Wandel vom heimatlichen Wohnort zum öffentlichen Museum hat sie nicht bekämpft, sondern kritisch unterstützend begleitet. So auch noch die Neugestaltung von 2010-2015. Ihr geradezu enzyklopädisches Wissen speziell über die Wagner-Familie und deren Umkreise war uns immer eine große und wertvolle Hilfe, beispielsweise bei der Identifizierung von Personen auf historischen Fotos.
Nie trug sie ihre Herkunft laut, ambitioniert und medienträchtig zu Markte, verleugnete aber auch nicht einen stillen Ahnenstolz. Dabei erinnern wir uns an eine freundliche, bescheiden zurückhaltende und humorvolle Persönlichkeit, die souverän lächelnd manch seltsame und kauzige Geschichte aus ihrer eigentümlichen Familie zu berichten wusste.
Ihr „liebes Bayreuth“, wie sie oft sagte, die Wagner-Familie und die Festspiele waren für sie nicht der streng zu fafnerisierende Hort des Erbes. Als Teil einer so großen wie auch prekären Tradition und mit klaren und ernsthaften Ansichten stellte sie sich so lange es ihre Gesundheit zuließ in den Dienst der von ihr mitbegründeten Richard-Wagner-Stiftung.
Noch im hohen Alter ließ sie es sich nicht nehmen, immer wieder selbst am Steuer ihres Autos den Weg von ihrem Lebensmittelpunkt in Nußdorf am Bodensee in ihre fränkische Heimat zu nehmen, um hier ihre persönlichen und privaten Verbindungen ebenso zu pflegen wie sich ihren sich selbst mit großer Seriosität auferlegten Aufgaben und Pflichten als Enkelin Richard Wagners und in der Richard-Wagner-Stiftung zu widmen.
Aufzubegehren und sich in den Vordergrund zu drängen war ihre Sache nicht. So klaglos wie sie während der Zeit des Dritten Reichs ihren strapaziösen Sanitätsdienst versah, so loyal stellte sich „Nickel“, wie ihr Spitzname in der Familie lautete, in deren Dienst. 1943 heiratete sie den schon 1975 verstorbenen KdF-Funktionär Bodo Lafferentz und schenkte fünf Kindern das Leben.
Niemals stellte sie nur aus ihrer Herkunft rührende Ansprüche, schon gar nicht im Hinblick auf die Leitung der Bayreuther Festspiele. Ihr Wirken für das Werk Richard Wagners war von anderer Art. Immer authentisch und liebenswürdig war sie gern gesehener Gast in den Richard-Wagner-Verbänden und nach dem frühen Tod ihres ältesten Bruders Wieland 1966, ihrer Schwester Friedelind 1991 und schließlich ihres Bruders Wolfgang 2010 das letzte Oberhaupt der Wagner-Dynastie.
Nun ist Verena Lafferentz-Wagner hochbetagt gestorben. Unser Mitgefühl gilt ihren Kindern und der ganzen Familie Wagner. Wir verneigen uns vor ihrer Persönlichkeit, deren Andenken wir stets in Ehren halten werden. Möge Gott sie nun in Frieden ruhen lassen bis zum Tag der Auferstehung und zum ewigen Leben.