Die historisch-kritische Edition der Briefe Richard Wagners steht aufgrund fehlender Finanzmittel vor dem Aus. Um die Fortsetzung und Vollendung doch noch zu ermöglichen, hat der Direktor des Richard Wagner Museums Bayreuth, Dr. Sven Friedrich, eine Online-Petition initiiert.
Richard Wagner hat neben seinen Werken und Schriften fast 10.000 Briefe hinterlassen. Die Wagner‐Briefausgabe liefert erstmals eine wissenschaftlich‐kritische Edition sämtlicher erreichbarer Briefe des Komponisten. Diese sind nicht nur zentrale Dokumente für Leben und Werk des Komponisten, sondern angesichts seiner beträchtlichen und vielschichtigen Rezeptions- und Wirkungsgeschichte kulturgeschichtlich hochbedeutsame Quellen nicht nur für das 19. Jahrhundert.
Die historisch-kritische Edition wurde bereits 1967 begonnen und ist inzwischen bei Band 26 mit den Briefen des Jahres 1874 angelangt. Sie wird von einer Arbeitsstelle am Institut für Musikforschung der Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg unter der Projektleitung von Prof. Dr. Andreas Haug vom Leiter der Edition Dr. Martin Dürrer erarbeitet und erscheint im Auftrag der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth als Gesamtherausgeberin im Musikverlag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden. Nach Ablauf der Finanzierung der Arbeitsstelle durch die DFG aufgrund der erreichten Förderungshöchstdauer steht die Ausgabe jetzt jedoch vor dem Aus.
Damit würde ausgerechnet die bedeutungsvolle und besonders folgenreiche letzte Lebensdekade Richard Wagners, das Kapitel „Bayreuth“, fast vollständig fehlen. Es umfasst den Bau des Festspielhauses, die Bayreuther Festspiele zu Wagners Lebzeiten mit der Uraufführung der inkommensurablen Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ 1876 und des „Parsifal“ 1882, Wagners Lebensalltag in Haus Wahnfried und Italien sowie die Entstehung seiner späten sogenannten „Regenerationsschriften“, die seinen folgenreichen Rassenantisemitismus in Verbindung mit seiner Ästhetik von Kunstreligion und Kulturtheorie bringen.
Die Textkonstituierung der noch ausstehenden 5 Bände ist bereits abgeschlossen, sodass nur noch deren Edition, Kommentierung und Herstellung zu leisten wäre. Auch die Kommentierung ist bereits vorbereitet, die jeweiligen Register und Verzeichnisse liegen bereits in Rohfassung vor. Der Mittelbedarf für die Restfinanzierung beträgt rd. 1 Mio. EUR, verteilt über 5 Jahre.
Die Einstellung der Edition zum jetzigen Zeitpunkt wäre daher eine kulturelle Bankrotterklärung!
Aus diesem Grund hat der Direktor des Richard Wagner Museums Bayreuth, Dr. Sven Friedrich, in seiner Eigenschaft als Mitglied des wissenschaftlichen Kuratoriums der Ausgabe eine Online-Petition initiiert, um den Versuch einer Einwerbung entsprechender Mittel für eine mögliche Finanzierung über die Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth als Gesamtherausgeberin durch die Dokumentation eines möglichst breiten und qualifizierten öffentlichen Interesses zu untermauern.